Gerade noch wurden ICOs als Finanzierungsinstrument der Wahl für unterschiedlichste Investitionen in den Himmel gehoben, da zeichnet sich am Horizont schon die nächste Variante ab: Security Token Offerings wollen die neuen Favoriten der Blockchain werden. Doch was hat es damit auf sich, und sind sie tatsächlich besser zur Finanzierung geeignet?
Ein Start-up aus Berlin brachte die Idee hinter Security Token Offerings (STOs) Mitte März als erstes Unternehmen aus Deutschland auf den Markt. Die Sicherheit wird durch ein Wertpapier hinter dem Token gewährleistet. Investoren kaufen ein Token und bezahlen entweder in Euro oder durch eine Kryptowährung. Gehandelt werden sie an virtuellen Börsen. Die Finanzaufsicht hat den Krypto-Börsengang des Start-ups Bitbond genehmigt, wobei die BaFin selbstverständlich die bekannten hohen Hürden für einen Wertpapierprospekt gesteckt hat. Allerdings urteilen Blockchain-Experten über das Experiment durchaus recht positiv, soll doch Deutschland dadurch bei dem Finanzierungsinstrument STO innerhalb von Europa eine Vorreiterrolle einnehmen.
Probleme aus der Vergangenheit dürfen sich nicht wiederholen
Dass eine Kapitalbeschaffung mit Hilfe der Blockchain nicht ohne Schwierigkeiten abläuft, hat sich in der Vergangenheit gezeigt. Die Initial Coin Offerings – kurz als ICOs bezeichnet – sind noch recht jung auf dem Markt, haben aber schon für negative Schlagzeilen gesorgt. Ende 2018 setzte die BaFin dem Treiben vorerst ein Ende und stoppte den Verkauf am Markt. Mit der nun greifenden Regulierung sollen bei den STOs diejenigen Projekte rechtzeitig aussortiert werden, die nicht den hohen Anforderungen entsprechen.
Damit ein STO zugelassen wird, muss das Start-up eine fundierte Geschäftsidee vorlegen und auch schon eine gewisse Marktgröße erreicht haben. Hohe Gründungskosten sorgen dafür, dass sich diese Vorgabe erfüllen lässt, denn um ein STO auf den Markt zu bringen, ist eine sechsstellige Summe nötig. Ein Start-up ohne Erfahrung wird diesen Betrag kaum aufbringen können.
Bei den Investoren gibt es ebenfalls Unterschiede. ICOs sind für Anleger interessant, die sich in der risikobehafteten Kryptoszene wiederfinden. STOs kommen dagegen auch für die breite Masse in Frage, wobei ein gewisses Grundwissen rund um den Kryptomarkt vorhanden sein muss. Vor allem Großinvestoren können mit dieser Technologie noch wenig anfangen, sie sind bei klassischen Investments besser aufgehoben. Auch aufgrund der noch fehlenden Größe der STOs kommen sie für Großanleger nicht in Frage. Vor diesem Hintergrund sind bisher private Anleger an STOs beteiligt, der typische Anleger ist männlich und rund 30 bis 40 Jahre alt.
Europäischer Markt soll ausgebaut werden.
Bezüglich der weiteren Entwicklung für institutionelle Anleger lohnt sich ein Blick über den Tellerrand. In Asien sind Security Token Offerings mit Blockchain als Finanzierungsinstrument bereits so etabliert, dass auch große Investoren Interesse zeigen. Experten aus Liechtenstein gehen davon aus, dass die Nachfrage in Europa weiter steigt, so dass sich STOs innerhalb kurzer Zeit etablieren können. In Liechtenstein sorgen zum Beispiel kurze Wege zu den Behörden für schnelle Abläufe und vereinfachte Prozesse. Malta ist als Finanzplatz mit Blockchain schon weiter, dort kann man über eine deutsche Kryptobörse handeln. Die Deutsche Börse macht sich derzeit Gedanken über Konzepte für dieses Finanzierungsinstrument. Insofern könnten STOs tatsächlich schon bald an Bedeutung für Finanzierungen gewinnen.
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