Factoring scheint bisher ein attraktiver Bereich für Fintechs zu sein. Der Erfolg hält sich allerdings in Grenzen, wie ein Blick auf die gegenwärtige Entwicklung zeigt. Die ersten Kandidaten ziehen sich aus dem Markt bereits wieder zurück. Zwar gibt es derzeit keine offiziellen Zahlen des Deutschen Factoring-Verbands zu den gehandelten Volumina, doch das Nettovolumen von aufgekauften Forderungen sei noch überschaubar, so heißt es.
Fintechs konzentrieren sich auf KMU Factoring
Eine Ursache könnte sein, dass sich Fintech bisher eher auf das Factoring für KMU’s konzentrieren. Deshalb seien große Volumen nicht zu finanzieren. Anders verhält es sich bei den Schwergewichten der Branche wie der Targo Commercial Finance, der PB Factoring oder der BNP. Einzelne Kunden halten hier Forderungen in einem Volumen von über einer Milliarde Euro.
Zum Deutschen Factoring-Verband gehören im Augenblick nur zwei Fintechs. Decimo und Billie haben ihren Firmensitz beide in Berlin. Grund dafür ist der strenge Katalog der Aufnahmekriterien, denn es dürfen nur Unternehmen zugelassen werden, die eine Genehmigung der BaFin und der Bundesbank für das Factoring nachweisen.
Der Start von Fintechs im Factoringmarkt
Erstmals Fuß gefasst hatten diverse Fintechs im Factoringbereich vor rund zwei Jahren. Grund für das Interesse der Start-ups war damals die Vielzahl der Daten, die bei häufig kleinteiligen Factoringkunden üblich sind. Diese eignen sich recht gut für die datenbasierten Risikoanalysen.
Im Gegensatz zu den etablierten Anbietern setzen Fintechs deshalb auf ein vollautomatisiertes Geschäftsmodell. Der Prozess ist vom Einreichen einer Rechnung bis zur Übernahme der Finanzierung voll digitalisiert. Die Handhabung eines Factoringfintechs ist für den einzelnen Kunden sehr einfach, so dass sich ein Fintech schon an dieser Stelle von den klassischen Anbietern abhebt. Ein schneller Ablauf und ein attraktiver Preis sind somit die größten Vorteile für den Kunden.
Dennoch fällt auf, dass sich viele etablierte Anbieter des Factorings in den letzten Jahren weiterentwickelt haben und ihre IT-Systeme optimiert haben. Wer noch kein Kundennetzwerk aufgebaut hat, wie es bei neuen Anbietern häufig der Fall ist, hat es deshalb schwer, sich Marktanteile zu sichern. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum es auch für Fintechs schwer ist, Fuß zu fassen. Experten gehen davon aus, dass das eine oder andere Fintech sich in Zukunft noch vom Markt zurückzieht.
Erste Fintech Unternehmen ziehen sich vom Factoring zurück
Unter den Firmen, die bereits aufgegeben haben, ist Innolend. Zwar wollte sich das Unternehmen als eine Alternative zum Factoring am Markt behaupten, was offenbar für Global Founders Capital als Geldgeber attraktiv war. Doch eine Finanzierung von Rocket Internet scheiterte Anfang des Jahres, so dass Innolend seine Geschäftsaktivitäten beenden musste. Das Unternehmen aus Berlin hatte sich auf Kredite in einer Größenordnung von 5.000 Euro bis 250.000 Euro spezialisiert.
Derzeit sieht es so aus, als sollte sich die Begeisterung der Fintech für Factoring etwas reduzieren. Das zeigt sich auch anhand der Nachfrage, die die BaFin verzeichnet. Im letzten Jahr wurden 11 Neuzugänge gemeldet, noch im Jahr 2016 war es 21 neue Zulassungen. Zeitgleich ist zu beobachten, dass einige Fintechs offenbar besser aufgestellt sind, wie an dem Start-up Billie deutlich wird. Den Gründern war es zum Jahresende 2017 gelungen, eine Finanzierung in Höhe von zehn Millionen Euro auf die Beine zu stellen.
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